Machen Sie sich nach den mittlerweile allgegenwärtigen rückenfreundlichen Arbeitsplätzen und Ernährung als nächstes Ihre mentale Gesundheit zum Ziel. Die Gründe dafür sind vielfältig und bieten viele Vorteile.
Sitzen Sie vielleicht sogar gerade mit schlaffer Körperhaltung und sinkender Konzentrationsfähigkeit im Bürostuhl? Selbst wenn nicht, dieses Gefühl kennen wir doch alle. Der Gang zur Kaffeemaschine oder Toilette bietet da eine willkommene Abwechslung in einem hauptsächlich sitzenden Berufsalltag. Aber wie sieht es mit Strategien zur Abwechslung für unseren Geist aus?
Schwerstarbeit findet heutzutage im Kopf statt
Körperliche Unterforderung trifft psychische Überforderung – dahingehend hat sich unser Arbeitsleben gewandelt. Mentale Belastung wie Termin- und Leistungsdruck oder hohe geistige Anforderungen sind jetzt die Stellschrauben für die Gesundheit im Bereich der Wissensarbeit.
Im Gegensatz zu unter der Woche sind viele Mitarbeitende im Urlaub konsequenter im Umgang mit Arbeits-E-Mails. (Quelle: iga. Report 23)
Welche Konsequenzen kann ständige Erreichbarkeit haben?
Sozialer Druck und die Angst etwas zu verpassen führen dazu, dass sich oft Verhaltensweisen ausbilden, die die Entstehung von Stress und psychischer Belastung fördern.
Die Folgen ständiger Erreichbarkeit und der damit zusammenhängenden Informationsflut sind neben Stress: :
- Geringere Zufriedenheit mit dem Beruf
- Verringerte Produktivität
- Beeinträchtigte psychische Gesundheit und verringertes Wohlbefinden
- Verfestigung eines ungesunden Nutzungsverhaltens
- Übertragung des Arbeitsstress in das private Umfeld
- Die gedankliche Distanzierung von der Arbeit fällt schwerer
- Erholung nach der Arbeit wird erschwert
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Schlafstörungen
Natürlich hat die Flexibilisierung von Arbeitszeiten auch positive Seiten, wenn sich Beruf und Freizeit oder Familie besser koordinieren lassen. Natürlich muss dann im Gegenzug auf eine ausgewogene Work-Life Balance geachtet werden.
Die Flexibilität darf nicht zur psychischen Belastung für einen selbst oder die Familie werden. Denn man sollte nicht vergessen, dass sich die Folgen ständiger Erreichbarkeit oft nicht nur bei Einzelnen bemerkbar machen, sondern auch das nahe Umfeld belasten können.
Klare Regeln für weniger versteckte Arbeit im Feierabend und im Urlaub
An dieser Stelle sind neben den Mitarbeitenden und deren verantwortlicher Umgang mit ständiger Erreichbarkeit auch Unternehmen gefragt. Im bereits zitierten iga.Report sprach sich die Mehrheit der Teilnehmenden für eine durch den Arbeitgeber geregelte Maßnahme zur ständigen Erreichbarkeit aus.
Es gibt noch keine Betriebe können im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements präventive Maßnahmen gegen psychische Belastung möglich machen. Insgesamt nimmt die betriebliche Gesundheitsförderung einen steigenden Stellenwert in Unternehmen ein. Gesundheit ist nicht mehr nur Privatsache, jedoch bedarf es einer weiteren Sensibilisierung für Gesundheitsthemen in Unternehmen. Denn laut des “iga.Barometers 2016” der Initiative Gesundheit und Arbeit, nehmen 63% der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht wahr, dass sich ihr Unternehmen um ihre Gesundheit kümmert.
Gesundheit ist nicht mehr nur Privatsache
Einerseits ein Grund für mehr betriebliche Gesundheitsmaßnahmen, andererseits müssen diese dann erfolgreich an die Belegschaft kommuniziert werden. Quelle: iga.Barometer 2016
Beispiel Google: Betriebliche Gesundheitsmaßnahmen als Pluspunkt für Bewerber
Im steigenden Wettbewerb um Arbeitskräfte kann sich ein Unternehmen unter anderem durch ein umfangreiches und vielfältiges Gesundheitsprogramm von Wettbewerbern abheben und so einen Mehrwert bieten. Nicht umsonst ist Google bei Studierenden weltweit so beliebt und dient als Maßstab für die Erwartungen von Bewerbenden.
“Search Inside Yourself” – das ist der Name des beliebten Google-Kurses zu emotionaler Intelligenz, Meditation und Achtsamkeit. Bereits 2007 führte Googles damaliger ‘Head of Mindfulness’, Chade Meng-Tan, einen Kurs dazu ein. Mittlerweile ist daraus ein Selbstläufer geworden. 2012 wurde das gleichnamige Buch zum Kurs veröffentlicht und seitdem gibt es auch die “Search Inside Yourself Leadership Foundation”, die die Kurse jetzt auch außerhalb Googles für jeden anbietet. Gerade für junge Arbeitskräfte ist das Thema der eigenen Gesundheit und der persönliche Entwicklung wichtig. Wenn ein Unternehmen mit einem Training beide Bereiche abdeckt, stellt das im Rahmen des Employer Branding einen großen Vorteil dar.
Das geistige Äquivalent zu Wirbelsäulengymnastik
Wer hier jetzt an Gehirnjogging denkt, der liegt nicht ganz richtig. Mentaltraining in Unternehmen gehört zu den Maßnahmen, bei denen sicher für viele zuerst kein Mehrwert zu erkennen ist. Ganz anders, als wenn beispielsweise Ihr Arbeitgeber die Mitgliedschaft im Fitnessstudio übernimmt. Aber genau diese eher langfristigen und nachhaltigen Maßnahmen machen eine umfassende Präventionsarbeit der betrieblichen Gesundheitsförderung aus.
Psychische Fehlbelastungen im Arbeitsalltag können unterschiedlichste Begleiterscheinungen und Folgen haben. Die körperlichen Belastungen sind durch Angebote zur Förderung der physischen Fitness meist relativ gut abgedeckt. Anders sieht das derzeit noch für die mentale Fitness aus.
Stress reduzieren ist nur ein Weg
Den meisten von uns dürfte bekannt sein, dass Zusammenhänge zwischen psychischer Belastung und einem erhöhten Risiko für Burn-Out und Depressionen bestehen. Im Vorfeld einer tatsächlichen psychischen Erkrankung stehen zahlreiche andere Probleme und Herausforderungen für den einzelnen Mitarbeiter und das Unternehmen als Ganzes. Diese können mit relativ einfachen Maßnahmen verbessert werden.
Oft werden in der betrieblichen Gesundheitsförderung Programme angeboten, die sich lediglich auf Stress fokussieren: Stressmanagement, Stressreduktion usw. Relativ einseitig – wäre es nicht von Vorteil, wenn zuerst gar kein Stress entsteht? Mentales Training kann als Instrument der Stressprävention funktionieren. Die Förderung der mentalen Gesundheit umfasst aber außerdem noch mehr Bereiche neben dem Umgang mit Stress, die verbessert werden können.
Gesunder Geist, gesundes Arbeitsklima: Die Vorteile einer besseren mentalen Fitness
Die Vorteile von verbesserter geistiger Gesundheit sind neben der Vermeidung gesundheitlicher Folgen und Stress deutlich vielfältiger:
– In der Umfrage des “iga.Barometer 2016” durch die Initiative Arbeit und Gesundheit haben 63% der Beteiligten angegeben, dass ihre Führungskraft eher nicht darauf achtet, wie hoch ihre Belastung ist. Ein gutes Führungsverhalten vermeidet Stress, schlechtes hingegen kann Stress verursachen oder erhöhen. Durch Mentaltraining lässt sich zum Beispiel emotionale Intelligenz verstärken. Diese wichtige Fähigkeit ist nicht nur, aber besonders für Personen mit Führungs-verantwortung hilfreich. Emotionale Intelligenz ist auch ein Aspekt, um eine bessere Selbstführung zu erlangen. Diese Kompetenz kann allen Beschäftigten im Berufsalltag weiterhelfen.
– Besseres Führungsverhalten sorgt für mehr Wohlbefinden bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dadurch kann beispielsweise das Auftreten von Motivationsverlust und abnehmender Arbeitsleistung verhindert werden.
Gutes Führungsverhalten besteht aus vielen Komponenten – und wirkt sich direkt auf die Beschäftigten aus. Quelle: iga.Barometer 2016
– Das wiederum kann sich positiv auf die Produktivität der Mitarbeitenden und des Unternehmens auswirken.
– Es hat sich gezeigt, dass Unzufriedenheit und Überforderung mit der Arbeitskomplexität dafür sorgen kann, dass die Sicherheitsvorschriften eher missachtet werden. Dadurch besteht ein Zusammenhang mit Arbeitsunfällen und Beinahe-Unfällen. Zufriedenere Mitarbeiter sind also auch eher sicherer unterwegs.
Jetzt fragen Sie sich sicher: Tolle Ergebnisse – aber wie erreiche ich das? Ein ganzheitliches Mentaltraining, das emotionale Intelligenz fördert, die Konzentrationsfähigkeit verbessert und Stress reduziert, ist nur eine Möglichkeit. Aber auch Techniken wie Yoga, Meditation oder Achtsamkeit können helfen.
Die mentale Gesundheit und unser Geist als Kapital in der Zukunft
In der Zukunft werden weiterhin aufgrund von Automatisierung und Digitalisierung Arbeitsvorgänge erleichtert und uns Menschen sogar gänzlich abgenommen. Unsere mentalen Fähigkeiten- Denken, Kreativität und Empathie- und zwischenmenschliche Interaktion sind dann die Substanz dessen, was uns von Robotern unterscheidet. Bislang war das Training dieser Fähigkeiten im Vergleich zu anderen Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements eher untergeordnet.
Maßnahmen zur Verbesserung der mentalen Gesundheit können bereits jetzt an dieser Stelle gewinnbringend ansetzen und dafür sorgen, dass unser Geist fit für die kommenden Anforderungen ist. Dabei lässt sich gleichzeitig die individuelle Gesundheitskompetenz ausbauen. Das ist gerade bei der mentalen Gesundheit wichtig, da sich psychische Problemen anders erkennen lassen als körperlichen Beschwerden. Ein besserer Umgang mit Gefühlen und Gedanken kann dabei hilfreich sein. Davon profitieren am Ende alle und wer weiß, vielleicht haben Sie am Ende sogar das Glück gefunden!